San José aus 2 Perspektiven

Als Naturmensch stellt man sich auf Reisen ja immer die Frage: Muss man in die großen, lauten und hektischen Hauptstädte fahren oder lässt man die lieber weg?  Wir haben uns entschieden, San José anzuschauen und die Stadt hat uns wirklich sehr gut gefallen. Eingebettet in tolles Bergpanorama mit hügeligen Straßen, die an San Francisco erinnerten, mit vielen Parks, Museen, Theatern, Graffities, modernen Kneipen und Restaurants sowie vielen kulturellen Angeboten hatte die Stadt doch viel mehr Charme, als wir erwartet hatten. Auf einer kostenlosen Stadtführung bekamen wir jede Menge interessante Episoden erzählt von einem Guide, der mit viel Enthusiasmus versucht, die Geschichte von San José am Leben zu halten. 

Aber neben dem San José, in dem man einen extrem hohen, mit Deutschland vergleichbaren Lebensstandard hat, wollten wir auch die andere Seite kennenlernen. Denn auch hier geht die Schere zwischen Arm und Reich weit auseinander. Und so leben viele Menschen, hauptsächlich günstige Arbeitskräfte aus Nicaragua, in Slums. Über die gemeinnützige Organisation "El nino y la bola" bekamen wir die Möglichkeit, eine solche Community zu besuchen. Wir durften uns einer Gruppe Studenten anschließen, die das Thema Community Development behandelten und die die Slums quasi im Rahmen ihres Studiums besuchten. Bewohner des Viertels führten uns durch die engen Gassen zwischen den Wellblechhütten hindurch und beantworteten unsere Fragen. Es war schon krass, zu sehen, in welch dunklen Löchern ohne Fenster die Menschen da leben. An einigen Ecken roch es unangenehm und der Müll türmte sich. Und trotzdem machen sie es sich, den Umständen entsprechend, gemütlich, helfen sich, sind fröhlich und haben teilweise engere soziale Bindungen als wir in unserer Wohlstandsgesellschaft. Viele haben Arbeit, die Kinder gehen zur Schule, sind ordentlich gekleidet und und und... Der Blick hinter die Kulissen und die Gespräche waren wirklich spannend, ein interessanter Ausflug abseits der klassischen Touristenpfade.