Auckland oder mein Leben im Irrenhaus

Durch das Couchsurfing bin ich hier in Auckland mal wieder an einem sehr geilen Platz gelandet. Ich zelte im Garten eines Grundstueckes, welches bis vor etwa 4 Jahren mal ein Irrenhaus gewesen ist. Jetzt wohnen hier 8 Leute in einer grossen WG zusammen. Alle sind total nett und hilfsbereit, ich kann Fahrrad und Computer benutzen, werde zu jeder Grillparty mitgenommen und bei so vielen Leuten ist auch immer jemand zum Quatschen da. Habe eine richtig gute Zeit hier und fuer jede Menge Abenteuer ist auch gesorgt.

 

So besitzt das Haus zum Beispiel noch ein wenig spirituelle Energie aus vergangenen Zeiten.  Auch wenn ich ehrlich gesagt davon noch nichts gespuert habe, so sollen hier im Haus manchmal Schatten umherwandeln und Stimmen zu hoeren sein. Die Seelen der Irren, die hier einst lebten... wow, ist ja wie in einem der vielen Horrorfilme... Und so kam am zweiten Tag meines Aufenthaltes hier ein Maori (das sind die Ureinwohner hier in Neuseeland) ins Haus, um die boesen Geister zu vertreiben. Auch mein Zelt wurde gesegnet und mit Wasser betraeufelt. Na wenn das kein Glueck bringt... ??? Da kann ja jetzt auf meiner Reise eigentlich nichts mehr schief gehen.

 

3 Tage spaeter lief hier kein Maori durch den Garten, sondern es wimmelte auf einmal nur so von Polizisten. Die Hofeinfahrt war mit einem Auto versperrt, damit niemand fliehen konnte und das Haus war von 5 bewaffneten Polizisten umstellt. Oh mein Gott, was war da denn wieder los? Wo war ich hier nur gelandet? Dachte im ersten Moment, es hat vielleicht etwas mit den Greenpeaceaktiviaeten von einigen Leuten, die hier wohnen, zu tun... aber nein... man suchte eine bewaffnete Person, die sich hier aufhalten sollte und aus Sicherheitsgruenden sollte ich auch besser nicht ins Haus gehen. Nach dem Horrorfilm folgte also jetzt der Actionthriller...??? Nach der ersten Aufregung entpuppte sich das ganze aber als total laecherliche Geschichte. Und zwar war eine Mitbewohnerin in ihrem Bus mit einer Waffe gesehen wurden und dieser Bus stand halt vorm Haus. Und da jemand deswegen Anzeige erstattet hatte, musste die Polizei der Sache nachgehen. Es handelte sich aber lediglich um eine Spielzeugpistole und die Polizisten lachten am Ende wahrscheinlich auch ueber diesen Einsatz.

 

Ansonsten war ich in der Woche sehr damit beschaeftigt, nach einem Auto Ausschau zu halten. Ich habe von Autos ja ungefaehr so viel Ahnung wie eine 80-jaehrige Oma von Computern... aber was soll's... man muss schliesslich im Leben auch mal was riskieren und sich Herausforderungen stellen. Oder? Und so graste ich am ersten Tag erstmal alle Pinnwaende in den Hostels ab und besuchte den Backpacker carmarket in der Innenstadt mit der Erkenntnis, dass die Autos zu Saisonbeginn leider doch nicht ganz so guenstig sind und das billigste Auto (total verrostet) fuer 1700 Dollar zu haben war. Dafuer koennte ich fast schon ein Auto fuer 3 Monate mieten.

 

Auf Empfehlung der Einheimischen recherchierte ich am naechsten Tag im Internet bei "Tradme". Dies ist das ebay von Neuseeland und der gaengigste Weg, ein Auto von einem Einheimischen zu ergattern. War danach auch bestens im Bilde, von welchen Marken ich die Finger lassen sollte, weil sie zu viel Sprit verbrauchen, dass importierte Autos nicht so gut sind, weil sie nicht fuer neuseelaendische Verhaeltnisse gebaut sind und schnell ueberhitzen koennen und Worte wie Cambelt, power steering oder Hatchback gehoeren nun auch zu meinem aktiven Englischwortschatz.

 

Das Problem an tradme war jedoch, dass es sehr aufwaendig war, sich die Autos anzuschauen. Die Leute wohnten sonstwo. Nur einer war bereit, zu mir zu kommen, damit ich das Auto Probefahren konnte. Das Auto war ok, einziger Nachteil... Automatik. Am Abend schaute ich mir 2 andere Autos an. Dan aus der WG war so lieb, mir dafuer sein Auto zu leihen. Das ist echt Wahnsinn!!! Er kannte mich gerade mal 2 Tage und gibt mir einfach so sein Auto. Eines der beiden Autos, die ich mir angesehen habe, war perfekt... Familienauto... super gepflegt... kein Automatikgetriebe... ich wollte es haben und habe mitgeboten. Am Ende wurde ich leider um 10 Dollar ueberboten. Aergerlich!!!!

 

Nachdem der Autoteil in der Samstagszeitig auch nicht so recht das offerierte, was ich suchte, bestand die letzte Option darin, den "Troedelmarkt" fuer Autos zu besuchen, der jeden Sonntag zwischen 9 und 12 Uhr stattfindet. Pim aus der WG war so lieb, mit mir da hinzufahren. Und so habe ich schliesslich zugeschlagen und fuer 1400 Dollar (das sind knapp 600 Euro) einen Toyota Corolla Baujahr 1990 ergattert. Die Anmeldeformalitaeten sind ja hier super unkompliziert. Du faehrst einfach mit dem alten Eigentuemer zur Post, kaufst ein Formular, traegst Adresse, Automodell und Fuehrerscheinnummer ein, zahlst 3 Euro fuer den Spass und schon gehoert das Auto dir.

 

Nun hoffe ich natuerlich, dass es mich ohne groessere Probleme durch Neuseeland bringt. Ich habe es gruendlicher geputzt als jeh mein Auto zu Hause, habe 6 Dollar in einen Lenkradueberzieher investiert, da dieses ziemlich marode aussah und sich nicht gut anfuehlte und ich habe eine Schaumstoffmatraze zurechtgeschnitten, die es mir ermoeglicht, im Kofferraum ziemlich gemuetlich zu schlafen. Ist also fast ein kleiner Campervan! Ach ja und ich habe es Jack getauft. Kathrin aus Sydney hat mir naemlich geschrieben, dass sie jetzt ein eigenes Pferd namens Jack hat, welches mal ein Rennpferd war und nichts anderes im Sinn hat, als vorwaerts zu rennen. Wenn mein Auto in den naechsten 3 Monaten auch diese Qualitaeten an den Tag legen koennte, waere ich ueberaus gluecklich!

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