Freud und Leid auf dem Routeburntrack

In Queenstown habe ich mich gar nicht lange aufgehalten, denn die Wettervorhersage war so grandios, dass ich mich direkt nach Glenorchy aufgemacht habe, um dort in der Naehe auf den Routeburntrack zu gehen. Auch dies ist einer der Great Walks, dessen Huetten man Wochen vorher buchen muss und in der Sommersaison das Dreifache fuer eine Uebernachtung bezahlt als anderswo. Um dies zu umgehen, machte ich mich auf mit meinem Zelt. Der erste Campingplatz jedoch war bereits nach 1,5 Stunden erreicht und ich wollte noch ein Stueck weiter... Problem: Camping war dann erstmal nicht mehr erlaubt und so entschied ich mich, fuer eine Uebernachtung unter freiem Himmel. Es konnte doch nicht viel kaelter als die letzten Naechte im Auto sein... Im Schutze eines grossen Steines schlug ich mein "Lager" auf. Auf der einen Seite war es etwas besonderes da draussen zu schlafen, auf der anderen Seite war so'ne sternenklare Nacht dann doch ganz schoen frisch... Der folgende Tag bot dann die schoensten Ausblicke und ich war jede Sekunde begeistert vom Bergpanorama. Dieser Track ist wirklich ein Muss fuer jeden, der gern wandert!!!!

 

Das Ende des Routeburntracks liegt strassentechnisch etwa 350 km vom Start entfernt. Man befindet sich naemlich bereits im Fordland NP nahe des Milford Sounds. Da also Trampen zurueck nicht so wirklich angebracht war und ich mir die Kosten fuer einen teuren Shuttleservise sparen wollte, wanderte ich auf dem Greenstonetrack zurueck, dessen Ende nur etwa 30 km vom Start des Routeburntrackes, wo ja mein Auto parkte, entfernt lag. Diese Wanderung war aber nach dem Routeburntrack so langweilig, dass ich das Laufen nicht so wirklich genoss. Ich spuerte meine Schultern und den Ruecken vom schweren Rucksack. Schnuerte ich ihn enger auf die Hueften, um die Schultern etwas besser zu entlasten, schmerzten aber die Hueftknochen, die an den Seiten bei mir irgendwie zu sehr herausragen (sollte ich mehr essen???). Doch damit noch nicht genug! Nach einer Weile taten mir dann auch noch die Fusssohlen weh und ich wusste nun, warum in alpinem Gelaende die Wanderstiefel mit den dicken Sohlen eben doch vorteilhaft sind... aber die waren aufgrund ihres Gewichtes und Volumens leider in Deutschland geblieben... :-(

 

Langsam war alles nicht mehr wirklich schoen und leider lagen in diesem Zustand immer noch etwa 6 Stunden Fussweg vor mir...  Das einzige, was mich noch zum Laufen motivierte, war meine Musik und der Wunsch, nicht allzuspaet am Parkplatz des Tracks anzukommen, um noch eine Mitfahrgelegenheit zu meinem Auto abzugreifen. Das war naemlich auch ein echtes Problem, denn sowohl die 21 km vom Parkplatz des Greenstonetrackes als auch die 9km zum Parkplatz des Routeburntracks waren Stichtrassen. Es gab also keinen Durchgangsverkehr!!! Und auf dem Greenstonetrack war nicht wirklich viel los und es war bereits relativ spaet. Als mich so etwa 45 min vor Ende ein Tageswanderer ueberholte, witterte ich meine Chance... da musste ich dran bleiben! Nur hatte der ausser seiner Kameratasche nichts dabei und war fast 2m gross. Seine Schritte waren riesig und er war extrem schnell aus meinem Blickfeld verschwunden. Ich begann zu spekulieren: ... der hatte nichtmal nen Rucksack dabei... der muss also hungrig und durstig sein und wird bestimmt am Auto erstmal was essen. Aber ging das auf? Ich musste mich einfach an diese Hoffnung klammern und als das Schild 30 min bis zum Parkplatz erschien, begann ich zu rennen. Die Schmerzen waren auf einmal vergessen. Ich buendelte alle Energien, die ich hatte und rannte wie um mein Leben. Dumm eigentlich, aber ich wuenschte mich so sehr zu meinem Auto zurueck und sehnte mich nach einer wohlverdienten Tasse Rotwein und einem leckeren Essen, waren doch in meinem Rucksack nur noch 2 Paeckchen dieser 2- Minuten Instant Nudeln.

 

Und was soll ich sagen... als ich auf dem Parkplatz ankam, war er noch da und gerade dabei, eine heisse Suppe in sich hinein zu loeffeln. Und natuerlich nahm er mich bis zur Routeburnkreuzung mit und teilte sogar seine Suppe mit mir. Dennoch... es waren immer noch 9 km zum Auto... ich versteckte meinen grossen Rucksack in einer Scheune und begann den letzten Fussmarsch, nicht erwartend, dass gegen 18 Uhr noch jemand in "meine" Richtung faehrt. Als dennoch nach nur 10 min doch noch ein Auto kam und mich mitnahm, war ich unsagbar gluecklich. Ich fuhr zu einem nahe gelegenen See, baute dort mein Zelt auf und zauberte mir ein richtig tolles Essen mit Vor- und Nachspeise.

 

Als ich am naechsten Morgen aufwachte, konnte ich mit meinem rechten Fuss

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