Weinberge, Burgen, Schlösser und Wildschweine??? auf dem Rheinsteig

Ein paar freie Tage... Herrlich! Die wollte ich nutzen, mal eine Mehrtagestour mit meinem Mountainbike anzugehen. So richtig mit Zelt und Schlafsack. Hatte so etwas noch nie gemacht. Dafür hatte ich mir einen Gepäckträger und 2 Ortlieb-Seitentaschen neu gekauft. Mal schauen, was die Dinge so aushalten.

 

Auf ebener Strecke hatte ich da keine Bedenken, aber ich wollte ja schon auch ins Gelände... Der Rheinsteig sollte es sein. Erstaunlich, was mit dem ganzen Ballast bergab zu fahren möglich war. Steil und wurzelig... Alles kein Problem, wenn man die Schrauben immer mal wieder festzieht. Die Taschen und der Gepäckträger hielten mehr aus, als ich erwartet hatte. Bergauf war es dann aber teilweise weniger witzig. Jede Rinne, jeder Tannenzapfen, jeder Stein und größere Äste wurden zu "Feinden" für mein Hinterrad. Ab einer gewissen Steigung war es hart, das Rad vorwärts zu bewegen, zumal ich ja untrainiert aus dem Winter komme. An einigen Passagen blieb nur noch das Schieben. Und das war Armkrafttraining, wie man es im Fitnessstudio nicht besser haben könnte. Und an ganz heftigen Stellen musste ich Rad und Taschen separat nach oben tragen. An diesen Stellen verfluchte ich meine Ausflugsidee. Ich sagte mir jedes Mal, diesen Berg machst du noch und dann fährst du nur noch runter. Doch der nächste Trail abwärts oder der tolle Ausblick oben entschädigte wieder und ließ die Strapazen schnell vergessen. Und bekloppterweise stellte ich mich dem nächsten Berg, den ich schon nach Sekunden wieder verfluchte.  

 

Nach 2 Tagen Überlebenskampf entschied ich mich dann, ohne Zelt und Taschen weiterzufahren. Dabei habe ich entdeckt, dass man durchaus auch andere Gänge als den kleinsten nutzen kann... :-) Welch Zugewinn!

 

Die damit verbundene Übernachtung auf einem ofiziellen Campingplatz war jedoch kein Zugewinn. Da war es vorher schon deutlich romantischer. Eine Nacht wollte ich in einer Holzhütte am Wegesrand schlafen. Sie schien perfekt. Ich hatte mich schon häuslich eingerichtet, als kurz vor Einbruch der Dunkelheit 2 Joggerinnen vorbeikamen und fragten, ob ich keine Angst vor den Wildschweinen hätte. Wildschweine??? Die tun mir doch nichts, wenn ich sie nicht bedrohe... Und wenn doch??? Das Gedankenkarussel begann sich zu drehen. Ich schaute, ob ich zur Not irgendwie aufs Dach der Hütte käme. aber Fehlanzeige. Würde ich jetzt ruhig schlafen können? Wahrscheinlich nicht.

 

Es waren etwa 3 km bis zur Löwenburg. Dort oben sollte es sicher sein. Die eine Frau hatte extra ihren Sohn, der dort im Wald öfters übernachtet, angerufen, um mir diese Empfehlung zu geben. Süß, oder? Trotzdem:  Wären die beiden bloß  nicht gekommen!!! Ich hätte bestimmt super geschlafen in der Hütte. Nun entschied ich mich doch, zur Burg aufzubrechen, im Wettlauf gegen die Dunkelheit. Was mir vorher nicht bewusst war: Die Löwenburg ist die zweithöchste Erhebung des Siebengebirges. Heißt, es ging noch mal richtig steil nach oben. Vollkommen kaputt kam ich oben an, aber der knallrote Abendhimmel und das Lichtermeer der Ortschaften im Tal waren es schon wieder Wert gewesen. Es war ein Blick wie aus dem Flugzeug. Nur der Boardservice fehlte.  

 

Mein Zelt baute ich zwischen den alten Burgmauern auf. Das hatte schon was und wird als besonderes Erlebnis in meiner Erinnerung bleiben. Sicher vor Wildschweinen schlief ich ein. Irgendwann in der Nacht wurde ich allerdings wach, weil der Wind so stürmig wehte. Was, wenn jetzt ein Gewitter hereinbricht? Ich lag immerhin auf dem höchsten Punkt direkt unter einem Baum. Super, Maja! Was überlebt man eher? Einen Wildschweinüberfall oder einen Blitzeinschlag? Oder welcher Tod ist qualvoller??? :-) 

 

Ich habe zum Glück weder das eine noch das andere erleben müssen. Im Gegenteil, ich hatte 3 traumhaft schöne, aber auch anstrengende Tage, in denen ich 120 km und 4.200 hm absolviert habe (doppelte Laufstrecken mit den Taschen und Burgbesichtigungen zu Fuß nicht eingeschlossen). Da tat der abschließende Verwöhntag in der Therme von Bad Hönningen am Ende richtig gut!