Pancake Rocks und Gletscher an der Westkueste

Von den Nelson Lakes fuhr ich durch die Buller Schlucht in Richtung Westkueste. Eine wunderschoene Kuestenstrasse schlaengelt sich direkt am Wasser entlang Richtung Sueden. Nach einem Zwischenstop an den Pancake Rocks und einer nachgebauten alten Goldgraeberstadt namens Shantytown erreichte ich den riesigen Franz Joseph Gletscher. Um diesen in seiner ganzen Pracht zu sehen, startete ich am naechsten Morgen den Alex Knob Walk. Der Reisefuehrer sagt, man solle frueh starten, damit der Blick auf den Gletscher nicht von Wolken versperrt wird. Die Frage ist nun... was ist frueh???

 

Ich war mal eisern und nahm frueh beim Wort. 5.40 klingelte mein Wecker (Wecker, was war das eigentlich?????)... 5.50 stand ich auf... 6.00 war ich abmarschbereit (ich hatte direkt am Start der Wanderung uebernachtet). Das war vielleicht ne Ueberwindung, aber ich bin ja schliesslich nicht nur zum Spass hier... :-) Es war noch dunkel... die ersten 45 Minuten brauchte ich meine Taschenlampe und ausserdem leuchteten mir wieder Tausende von Gluehwuermchen den Weg. An dieser Stelle nochmal ein kleiner Einschub, den ich letztens vergessen hatte zu erwaehnen. Dass, was da glueht, sind eigentlich die Ausscheidungen, der Gluehwuermchen, die durch eine biochemische Reaktion entstehen. Wir sind also fasziniert von gluehender Scheise...

 

7 Uhr starteten wie auf Knopfdruck die Voegel mit ihren Gesaengen und 9 Uhr begannen die grossen Voegel mit den Motoren und Propellern ihre Fluege und ihr weniger angenehmes "Zwitschern". Doch 9 Uhr hatte ich auch den Gipfel erreicht und konnte gluecklicherweise einen 360 Grad Panoramablick geniessen. Auf der einen Seite sah man die Gletscherwelt und auf der anderen Seite das Meer und die Moraenenlandschaft. Damit war es Punkt 10 aber schlagartig vorbei. Sowas habe ich noch nicht erlebt. Es nahte eine riesengrosse dunkle Wolke, die mich in Sekundenschnelle von hinten umzingelte, sich ueber mir wie eine Glocke schloss und sich nach vorn zuzog. Es geschah wie im Zeitraffer. Das blaue Himmelsloch wurde wie ein Zoom immer kleiner und ich stand in den angekuendigten Wolken, die auch nicht mehr aufrissen. Spaetestens jetzt, war ich froh, so frueh aufgestanden zu sein, denn die Wanderung an sich war total langweilig. Es ging fast die ganze Zeit bergauf durch den Wald ohne viel Aussicht. Wenn man da am Ende sein "Belohnungsbonbon" in Form eines grandiosen Panoramas nicht bekommt, ist das ganze naemlich ganz schoen frustrierend. Und ehrlich gesagt hatte ich dolle Mitleid mit all denen, die mir auf dem Weg nach unten entgegenkamen... aber auch wieder nur'n bisschen... waren ja selber Schuld... was schlafen sie auch so lange... :-)

 

Da ich den Gletscher bisher nur von oben gesehen hatte, lief ich danach noch die 20 Minuten mit VIELEN anderen Touristen zum Gletscherrand. Beziehungsweise... es war eigentlich ein Lacher, wo dieser Weg endete... nen halben Kilometer vom Gletscher entfernt oder so... Naja, nicht ganz, aber da war es auf jeden Fall spannender, sich ne Postkarte anzuschauen. Und alles nur aus diesen kommerziellen Gruenden. Die einfachste gefuehrte Tour, die man naemlich buchen kann, fuehrt durch einen "geheimen Pfad durch den Regenwald" direkt zur Gletscherkante heran... (O-Ton Werbeflyer). Schwer nur, einen Pfad geheim zu halten, aus dem im 10 Minuten Takt Gruppen von 15-20 Leuten herauskommen... Ich fand also den Pfad auch ohne Fuehrer und ohne Geld dafuer auszugeben. Natuerlich weiss ich, dass es gefaehrlich ist, auf einem Gletscher ohne Fuehrer herumzulaufen (das musste ich jetzt mal erwaehnen, fuer alle, die sich um mich Soregen machen... :-), aber solange da richtige Treppen ins Eis gehauen sind, ueber die eben noch die Gruppen liefen, kann man da meines Erachtens guten Gewissens auch allein langlaufen. Ein argentinisch-hollaendisches Paerchen begeisterte ich ebenfalls von meinem Vorhaben und so starteten wir unsere kleine individuelle 3-Mann-Gletscherwanderung (soweit es unsere Schuhe ohne Steigeisen zuliesen). Sie engagierten mich sozusagen als ihren persoenlichen Guide und haben sich am Ende noch Tausendmal bei mir fuer dieses tolle Erlebnis bedankt, welches sie ohne mich nicht angegangen waeren. Suess, oder?

 

Da fuer den naechsten Tag Regen gemeldet war, fuhr ich am Abend noch schell zum 30 km entfernten Fox Gletscher und uebernachtete am Peak View Lookout... Waere gern mit dem gleichen genialen Blick aufgewacht wie eingeschlafen, aber der angekeundigte Regen kam tatsaechlich ueber Nacht... :-(

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