Farm-(er)-leben

Auf meinem Weg nach Wellington ging es viele Kilometer durch Farmland... es gab nichts weiter zu sehen, als Huegel, kleine Seen, Waelder, Farmen und natuerlich Schafe. Die faszinieren mich irgendwie, besonders wenn sie so geballt auf einem Haufen stehen. Vielleicht liegt es daran, dass ich als Kind mal Schaeferin werden wollte. Keine Ahnung, wie alt ich damals war... vielleicht koennen meine Eltern im Gaestebuch ja Antwort darauf geben. Und kennt ihr das "Ohne Dich ist alles doof Schaf"? Das ist ja schliesslich auch witzig... Schafe sind irgendwie cool!

 

Und als ich gerade dabei war, unterwegs ein paar davon zu fotografieren, lief mir Don, dem die Schafe gehoerten, ueber den Weg. Er lud mich gleich auf ne tasse Tee ein und bot mir an, beim scratchen zuzuschauen. Keine Ahnung, was das genau war, aber es konnte nur spannend sein und ich nahm die Einladung an. 

 

Ich schaetze Don auf Mitte 50, aber laut seiner Frau fuehlt er sich wie Mitte 20 und ist auch der Meinung, dass er dank seines aktiven Berufes nicht aelter wird. Witzig war dann also der Begruessungskommentar, dass er nun auch schon ne juengere Frau von der Strasse heimschleppt und die "Alte" zu Hause wohl abgeschrieben ist. Es war sofort eine lustig lockere Atmosphere und Sissley musste nicht wirklich um ihren Mann bangen, fand ich doch Tom, den Sohn der beiden, der zusammen mit seinem Vater die Farm betreibt, deutlich attraktiver... :-) 

 

Beim Tee erfuhr ich, dass es sich bei dieser Farm, um eine eher kleinere Farm handelte. Man hatte nur 7500 Schafe und um ans andere Ende des Landes und wieder zurueck zu fahren, war man auch nur einen halben Tag unterwegs...

 

Nach dem Tee wurde gescratched. Das wird nur einmal im Jahr gemacht...dabei werden vor der Paarungszeit die entsprechenden Teile der weiblichen Schafe vom Fell befreit. Ob es das Poppen oder das Gebaehren erleichtern soll, weiss ich nicht... wahrscheinlich beides! Jedes kleine Futzel Wolle musste auch direkt weggefegt werden, da es sonst zu schmutzig wird und an Wert verliert. Das war Sizzleys Aufgabe und nachdem ich ein paar Fotos geschossen hatte, half ich ihr dabei. Das war keineswegs langweilig. Denn mir wurde prophezeit, dass es ausgesprochen weh tut, so'ne Pendeltuer, durch die die Schafe gezogen wurden, ins Kreuz zu bekommen. Insofern musste man immer ein Auge auf die Tueren und den Moment, an dem die Maenner mit den Schafen da rauskamen, haben und durfte natuerlich auch nicht im Wege stehen. Das war schonmal recht lustig. Ein mittelmaessiger Farmer schafft am Tag uebrigens so etwa 400 Schafe zu scratchen. Aber schaut Euch besser die Fotos an... die erklaeren die Prozedur, glaube ich besser...

 

Uebrigens war Don sehr froh, dass ich da war, weil sein Tom wohl dadurch deutlich schneller arbeitete... es war aber auch nicht seine Lieblingsbeschaeftigung. Er war lieber draussen mit den Hunden und trieb die Schafe zusammen. Ich habe ihn am naechsten Tag dabei begleitet und muss sagen... das fand ich auch viel besser und entsprach mehr dem, was ich mir als Kind unter dem Beruf vorgestellt habe. Es ist beeindruckend zu sehen, wie die Hunde die Befehle befolgen (oder auch mal nicht... :-) und ueber welch grosse Entfernung man mit ihnen kommunizieren kann.

 

Zum Essen gab es uebrigens jede Menge Fleisch und ich hatte mal wieder ein richtiges Bett! Mir wurde bewusst, dass ich seit Melbourne immer nur im Zelt oder im Auto geschlafen hatte. Schade, dass das Farmleben so frueh am Morgen beginnt...  

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