Von Sisteron nach Nizza auf dem Chemin du soleil

Die Mission:

Das Ziel war, mit ein paar Leuten vom DAV in 6 Tagen den Chemin du Soleil von Sisteron nach Nizza zu fahren. Diese Strecke ist bekannt für ihren hohen Trailanteil, wobei wir uns den anspruchvollsten Teil der Strecke vornehmen wollten. Ich hoffe, mein Training in den Alpen war ausreichend, um die langen Etappen und teilweise doch schon robusten Trails zu schaffen.

 

Anreise:

Treff um 5:15 Uhr, das war die erste sportliche Herausforderung. Die nächste folgte, denn es war nicht so einfach, Taschen und Räder von 7 Leuten zu verstauen. Ne reichliche Stunde später gings dann aber endlich los, und unser Abenteuer begann.


 Nee, unser Fahrzeug sah natürlich etwas vertrauenswürdiger aus und brachte uns sicher zu unserer 1. Unterkunft in St. Geniez. Dort wurden wir mit viel Gastfreundschaft, offenem Feuer am Kamin und wunderbarem Essen empfangen.

1. Etappe: St. Geniez - Digne les Bain

Jetzt wurde es ernst. Am ersten Tag gabs gleich ne Etappe mit dem höchsten Schwierigkeitsgrad, und irgendwie taten wir uns alle auf der ersten Abfahrt etwas schwer.

Falsche Höhenmeterangaben, ein platter Reifen und Abstimmungsschwierigkeiten, die dazu führten, dass Pia und ich die Gruppe verloren hatten, führten dazu, dass wir das Etappenziel gerade so vor Einbruch der Dunkelheit erreichten. Aber es war schließlich unsere Generalprobe, und ich war mir sicher, dass sich alles irgendwie noch einschleifen wird.


2. Etappe: Digne les Bain - Tartonne

Nach den anfänglichen Startschwierigkeiten wurde für heute umdisponiert. Ein paar Schleifen sollten für Flexibilität in der Tourenplanung sorgen. Diese Schleifen führten uns durch die Terres Noires, grandioses Gelände, was die Natur da geschaffen hatte . Ein Spielplatz zum Austoben für Biker.

Doof nur, dass ich etwas zu sehr getobt hatte und bei einem Sturz so blöd auf meiner Ferse aufgekommen bin, dass ich nicht mehr richtig laufen konnte. Ich konnte nur noch den Ballen belasten. Das hatte ich ja mal wieder super hinbekommen. Aber am 2. Tag schon den Bus fahren und die Tour abbrechen? Nee, auf keinen Fall!!! Zum Biken braucht man schließlich keine Ferse und Radfahren ging ohnehin besser als Laufen. Also fuhr ich erst mal weiter mit.


Aber der heutige Tag hielt noch einige andere Überraschungen bereit. Am Ende des Tages lag uns ein Gewitter im Nacken, und wir mussten uns beeilen, noch über den letzten Pass zu kommen. Zwischen dem Grollen und Donnern hörten wir auf der letzten Abfahrt plötzlich einen lauten Knall. Der gehörte allerdings nicht zum Gewitter. Das war Pias Reifen, der nun im strömenden Regen geflickt werden musste. Doof  nur, dass ein Mantelriss die Ursache war, der sich leider nicht so schnell reparieren ließ. Die Natur hatte uns aber einen wunderschönen Unterschlupf gezaubert. Das imposante Felsentor und die bizarren Feslnadeln hätten wir zwar lieber bei Sonnenschein genossen, aber unter den gegebenen Umständen boten sie zumindest einen guten Platz, sich an die Reparaturen zu machen. Und obwohl es so langsam kalt und ungemütlich wurde, unserer Laune tat das keinen Abbruch.


Als wir endlich weiterfahren konnten und auf schnellstem Wege nur noch zur Unterkunft wollten, dann das:

Verständlich, dass die Begrüßung des Hüttenwirtes mit den Worten "You are too late" nicht so gut bei uns ankam.  Da er aber hervorragend gekocht hatte, mich mit Salbe für meinen geprellten Fuß versorgte und sogar unsere Wäsche wusch, war ihm dieser Fauxpas schnell verziehen.  

3. Etappe: Tartonne - St. André les Alpes

Zu allen guten Dingen gehören bekanntlich 3. Und so sollte auf der 3. Etappe endlich mal alles glatt laufen. Bis auf ein paar Schafshütehunde, die erst mal kapieren mussten, dass wir Biker und keine Schafe waren, die man zur Herde zurücktreiben muss, und die einem schon Angst machen konnten, wenn die so im 6er-Rudel auftauchten und bellend ums Rad herumsprangen, gab es keine nennenswerten Komplikationen. Okay, mein verletzter Fuß tat insbesondere bei den Vibrationen der Abfahrten heftig weh, aber ne Ibu 600 half mir schließlich, den Schmerz zu ertragen. Und die Trails waren einfach so geil, dass ich eh unter Drogen stand und das Adrenalin die beste Medizin war.  So flowig wie der Tag war auch der letzte Trail, der einfach gar nicht wieder aufhören wollte. Und schließlich kamen wir so früh unten an, dass heute erstmals ein gemütliches Ankunftsbier in der Sonne möglich war und wir alle nur noch ein dickes Grinsen im Gesicht hatten.

4. Etappe:  St. André les Alpes - St. Aubin

Heute musste ich eine halbe Etappe aussetzen und den Bus fahren. Während die anderen den Stausee von oben ansteuerten, fuhr ich direkt die Straße am See entlang, was landschaftlich aber auch ganz schön war.  Den 2. Teil der Tour war ich dann wieder mit dabei, so dass mir der Trail des Tages, der einfach wieder genial war, nicht entging.

Die heutige Unterkunft, wo wir aufgrund eines Reservierungsmissverständnisses gar nicht erwartet wurden, war mal wieder sehr ländlich idyllisch. Hunde und Katzen schauten uns beim Räderputzen zu und Gabi, die den 2. Teil der Etappe mit Busfahren dran war,  hatte  bereits das Bier kalt gestellt. Die Eigentümerin des Hofes fuhr dann erst mal einkaufen, damit wir am Abend etwas zu essen bekamen. Dafür hat sie aber n richtig geiles Moussaka gezaubert.


5. Etappe: St. Aubin - Les Ferres

Heute war die Morgenstimmung besonders schön und der erste Trail einfach wieder richtig cool. Es wartete aber auch noch ein zweiter, der uns laut Buchbeschreibung Respekt einflöste. Für die Fullyfahrer war er aber gar kein Problem. Ich mit meinem Hardtail bin dann doch an der einen oder anderen Stelle mal abgestiegen. Aber Spaß gemacht hats trotzdem. Das letzte Stück gings dann zwar auf der Straße bis nach Les Ferres, aber das Auge fährt schließlich auch mit. Und wenn eine Straße so ein großartiges Panorama bietet wie diese, ist das gut zu ertragen. 

 

Unsere Auberge bot heute nicht nur gutes Essen, sondern auch ein einzigartiges Panorama. Der Sonnenuntergang war ebenso schön wie die Morgenstimmung mit dem über den Bergen hängenden Vollmond. Man konnte immer wieder in dieselbe Richtung schauen, es sah immer wieder anders aus.


6. Etappe: Les Ferres - Nizza

Heute gings auf die letzte Etappe Richtung Mittelmeer nach Nizza. Da einen der Chemin de Soleil die letzten 40 km nur auf dem Radweg entlang schickt, hatte Stefan ne Trailalternative eingebaut. Die war zwar sehr cool mit den vielen großen spitzen Steinen. Unglaublich, über was man mit dem Rad doch so drüberrollen kann.  Nur leider kamen meine schmalen Reifen hier an ihre Grenzen. Dafür waren die einfach nicht gemacht. Fazit der Reise: Ich brauche doch n Fully mit mehr Federweg, ner verstellbaren Sattelstütze und fetteren Reifen. Das Spendenkonto ist eingerichtet... :-)

Die Ankunft in Nizza war bei dem Verkehr und der Fahrweise der Franzosen gefährlicher als alle Trails zusammen. Wir haben es nur mit Glück ohne Unfall an den Strand geschafft. Jetzt konnten wir die Korken knallen lassen. Wir haben es geschafft! Mit 273 Kilometern und 8.550 Höhenmetern bergauf und 9.915 Höhenmetern bergab ist die Tour am Ende doch "gemütlicher" ausgefallen als angekündigt.

Relaxtag:

Vor der langen Rückfahrt gönnen wir uns einen Tag zum Ausspannen. Das Anstrengendste heute war der Einkauf im Supermarkt, der mich bei dem Angebot doch ein klein wenig überfordert hat... :-) Das Ergebnis seht ihr hier: