Vulkan und ich sind aktiv :-)

Goenne mir gerade eine Auszeit vom Lernen und von der "Kaelte" und bin nach Banos gefahren. Auf der Busfahrt habe ich einen netten Mann kennengelernt, der bereits seit 4 Jahren hier wohnt und mir nach meiner Ankunft gleich die ganze Stadt gezeigt hat. Ihm verdanke ich auch, dass ich jetzt zum Hostelpreis in einem richtig guten Hotel wohne. Da es in Banos allerdings unheimlich viel zu entdecken gibt, bin ich nicht allzu oft dort.

 

Das Aufregendste ist natuerlich der seit einer Woche wieder aktive Vulkan Tungurahua, dem Banos direkt zu Fuessen liegt. Den habe ich mir dann auch gleich am ersten Tag vorgenommen... Bis zur Schutzhuette auf 3800 m kann man gehen, meinte die Mehrheit der Menschen hier. Der Krater spuckt naemlich in die andere Richtung, so dass auch Banos relativ sicher ist. Auch gibt es am Hang des Vulkans noch eine Ortschaft, die nicht evakuiert wurde... ein Zeichen, dass die Alarmstufe, nur auf Gelb stand. In der Hoffnung also, dass der Vulkan auch weiss, dass er in die andere Richtung spucken muss, ordere ich eine Camisetta, die mich und mein Fahrrad ein ganzes Stueck weiter nach oben befoerdert. Noch etwa 1000 Hoehenmeter muss ich nun zu Fuss zuruecklegen. Der Weg ist spannend. Teilweise ist der Bewuchs so dicht, dass man unter den Baumwurzeln Hohlwege angelegt hat. Man laeuft dann wie durch einen Tunnel und mit dem Grollen des Vulkans ist das fast ein bisschen gruselig.

 

Je hoeher ich komme, desto lauter werden die Geraeusche des Vulkans. Ich bin vollkommen fasziniert und merke dadurch die Anstrengung kaum. Es ist eine Mischung aus einem Feuerwerk und einem Gewitter, nur viel viel staerker. Und man spuert das im ganzen Koerper. Dazwischen hoert man das "Brodeln" bis zur naechsten Eruption. Der Ascheregen wird staerker und staerker und bald verwandelt sich die Natur in eine grau silberne Landschaft. Das Gruen und ein paar letzte farbenfrohe Orchideen kaempfen gegen die Farblosigkeit an, aber irgendwann siegt die Asche. Ich komme mir vor, wie in einer surrealen Welt oder in einer Welt nach dem Weltuntergang oder wie in einem Schwarz-Weiss-Abenteuerfilm. Ich kann kaum noch meine Augen oeffnen, denn die Asche ist allgegenwaertig. Fast bin ich versucht, umzukehren, aber da sehe ich das Refugio und ich kaempfe mich noch bis dahin aufwaerts. Das Refugio selbst ist schon seit Jahren verwarlost. Die Tische sind bewachsen, die Fenster kaputt... Es laedt nicht wirklich zum Verweilen ein, bietet mir aber doch ein wenig Schutz vor der Asche.

 

Ich bin gerade dabei, ein paar Fotos zu machen, da gibt es eine Eruption heftiger als je zuvor. Es war ein ohrenbetaeubender Laerm um mich herum, die Erde bebte und fuer 2 Sekunden wurde es heiss um meine Beine. Ich weiss ja nicht, was genau sich bei einem Ausbruch abspielt, aber es war, als ob die Hitze des Inneren im Moment der Eruption nach aussen abstrahlt. Es war ein Moment, in dem ich echt Angst bekam und dachte, dass es jetzt vorbei ist mit mir. Ich drehte mich um, und begann zu laufen. Mit einem Gefuehl von Glueck, Stolz, Ehrfurcht und Respekt, war ich froh ueber jeden Meter, den ich mich weiter entfernte. Mein Adrenalinpegel war am Maximum. Als ich den Schuppen erreichte, in dem mein Fahrrad versteckt war, genoss ich die Downhillabfahrt nach unten mit dem Gefuehl, etwas ganz Einzigartiges erlebt zu haben.

 

Am naechsten Tag las ich in der Zeitung, dass der Vulkan seine Aktivitaet genau an dem Tag, an dem ich ihn bestiegen hatte, verstaerkt hatte. Das habe ich gemerkt... :-) Selbst Banos war eingehuellt in Asche. Alle Menschen liefen mit Mundschutz durch die Strassen und ich glaube, ich habe noch nie so viele Menschen fegen sehen... 

 

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