Die Besteigung des Mt. Baru

Da die Gebiete im Osten des Landes an der kolumbianischen Grenze relativ gefährlich sind, entschieden wir uns, diesen Teil wegzulassen und fuhren direkt Richtung Westen in den kleinen Ort Boquete, Zentrum des Kaffees und Ausgangspunkt für die Besteigung des höchsten Berges von Panama. Den Mt. Baru mit seinen 3.474 m wollte ich natürlich erklimmen. Und so machte ich mich auf den Weg, während Franky als großer Kaffeejunkie auf einer Kaffeetour in seinem Element war und so auch der verletzte Fuß sein Glück fand. 

Während ich vollbepackt mit Zelt, Essen für 3 Tage und 5 l Wasser 21 km und 2.100 Höhenmeter absolvierte, wünschte ich mir ab km 8 im 10-Minutentakt, ich hätte die Kaffeefahrt... äh Kaffeetour gebucht. Nee, ich hätte in dem Moment sogar lieber ne Kaffeefahrt gemacht. Da der Weg sich auf einer für Allradfahrzeuge gerade noch fahrbaren Piste in dicht bewachsenem Regenwald emporschlängelte, gab es einfach auch nichts Schönes zu sehen.  Es war langweilig, der Rucksack endlos schwer, als ich durch die Wolken lief, die hier immer sehr tief hängen, nieselte es. Also Urlaub schreibt sich definitiv anders. Aber da ich dieses Jahr ja noch einige läuferische Ziele vor mir habe, betrachtete ich die ganze Sache als Trainingseinheit zur Überwindung des inneren Schweinehunds, Höhentraining... na ja, ich redete mir irgendwie ein, dass es für was gut ist.

Auf den letzten 2 Kilometern gab es dann endlich auch Sicht, und die motivierte mich auf der Zielgeraden. (Wenn es nur eine Gerade gewesen wäre... ) Aber schließlich erreichte ich pünktlich zum Sonnenuntergang nach einer Minikletterpassage voller Glück das Gipfelkreuz und genoss diesen lang ersehnten Moment.

Der Gipfel gehörte quasi mir, denn da oben war kein anderer, zumindest kein Mensch. Denn begrüßt wurde ich schon, nämlich von einem Tier, was ich noch nie gesehen habe. Muss noch googeln, was das war. Sah aus wie eine Mischung aus einem Fuchs und einem Waschbär, war aber größer. Sah auf jeden Fall total süß aus und stand 2 m vor mir. Wir waren wahrscheinlich beide etwas erschrocken und sahen uns 20 sek bewegungslos an. Dann bekam ich aber Angst, dass es, im Glauben, dass da etwas zum Essen drin ist, meinen Beutel mit all meinen Wertsachen mitnimmt, der zwischen dem Tier und mir lag. Und durch meine hektischen Bewegungen verschwand es dann leider. Glücklich über das Erreichen des Gipfels und diese süße Begegnung baute ich mein Zelt auf und schlief ein. 

Der Sonnenaufgang am Morgen, den ich mit etwa 15 anderen erlebte, die um Mitternacht losgelaufen waren, war dann auch wieder grandios. Da lasse ich jetzt aber ein paar Bilder sprechen. 

Für den Abstieg hatte ich den Weg auf der anderen Seite des Berges gewählt. Keine Autopiste, sondern ein schmaler alpiner Pfad, der größtenteils steil bergab ging. Und der war ein Traum! Es ging durch 4 ganz unterschiedliche Vegetationszonen. Oben offen mit Fernblick und unten dicht bewachsen und wild. Manchmal fragte man sich, wie man hier in diesem unwegsamen Gelände überhaupt einen Pfad freilegen konnte. Landschaftlich war es Genuss pur, wenn auch meine Oberschenkel irgendwann nicht mehr ganz im Genussmodus waren. Ich nehme es mal vorweg, der Muskelkater, der folgte, war exorbitant und auf einer Skala von 1 bis 10 ordne ich ihn bei 13 ein... 

Unten angekommen nahm ich einen Bus, der mich ein Stück Richtung Quetzal-Trail brachte, laut Reiseführer der schönste Wanderweg in ganz Panama. Die 5 km bis zum Beginn des Trails, wo ich mein Zelt, eigentlich ist es ja Martins (Danke an dieser Stelle, dass du durch deine Leihgabe die Tour in dieser Form möglich gemacht hast), aufgebaut habe. 

 So konnte ich mich am nächsten Morgen direkt auf den Trail begeben und nach den Quetzals, das sind wunderschöne rot-blaue Vögel,  Ausschau halten. Einen habe ich entdeckt, aber auch ohne Quetzals war es fantastisch. Dieser Weg führt durch herrlichen Regenwald mit tollen Blumen und vielen Vögeln. Man fühlt sich, als würde man durch das Tropenhaus in einem botanischen Garten gehen, nur dass es hier eben alles wilde Natur ist. 

Zu guter Letzt musste ich noch barfuß einen Fluß queren. Das war Folter für meine Füße, die ja leider nicht so gerne barfuß laufen. Aber das Gute daran war, ich lernte an dieser Stelle 2 nette Italienerinnen kennen, die mit einem Guide unterwegs waren und die mir freundlicherweise anboten, mich die 8 km nach Boquete mit dem Auto mitzunehmen. Meine Beine machten direkt einen Freudensprung, denn so toll die 3 Tage waren, ich war mächtig kaputt und meine Muskeln waren ganz schön ausgelutscht.