Die Kimberleys - das "wahre" Australien

Wo beginnt eigentlich Australien? Fuer viele symbolisiert der Ayers Rock oder Uluru Australien - fuer mich sind es ab jetzt die Kimberleys. Nicht umsonst wurde hier der Film „Australia" gedreht. Ich glaube, erst jetzt bin ich so richtig in Australien angekommen. Die staubige einst fuer den Viehtransport angelegte Gibb River Road fuehrt (ohne Seitenstrassen) 705 km durch einen der isoliertesten Landstriche Australiens. Das Gebiet der Kimberleys ist ungefahr so gross wie Deutschland und wenn man unterwegs gerade mal an 10 Farmen vorbeikommt, wird klar, wie gering die Bevoelkerungsdichte dort ist. Dies ist nicht zuletzt auf das Klima zurueckzufuehren. Nur in der Trockenzeit kann man diese Region befahren und die meisten Nationalparks in den Kimberleys sind von November bis April geschlossen, weil dann der Regen die Fluesse in reisende Stroeme verwandelt und das halbe Land unter Wasser steht. Es macht keinen Sinn, die Strassen zu asphaltieren, weil der Regen sie jede Saison von Neuem wegspuelen wurde.


Insofern kommt man ohne Allradfahrzeug in den Kimberleys auch nicht weit. Hier begegnem einem nicht mehr die Backpacker mit ihren wicked campern. Hier trifft man fast nur noch auf australische Touristen, die mit ihren 4WD-Fahrzeugen gelaendetaugliche Campingtrailer hinter sich her ziehen und perfekt ausgestattet sind. In Sekundenschnelle entsteht aus einem unscheinbar aussehenden Anhaenger ein mit Kueche ausgestattetes Camp. Wenn ich mal „gross" bin, will ich auch so was haben... Man klappt das Zelt direkt vom Anhaenger aus auf. Das Bett liegt dann schon dirket an Ort und Stelle und es muss nur ein Reissverschluss aufgezogen werden, um es mitsamt Bettzeug freizulegen. Aus dem unteren Teil zieht man dann eine Art Schublade auf und es kommt eine kleine Kuechenzeile mit Spuelbecken und 4 flammiger Kochplatte zum Vorschein. Einfach geil!


Doch zurueck zu den Kimberleys. Es ist schwer in Worte zu fassen, was man hier sieht. Natuerlich viele Kilometer nichts als Staub, doch dann kommen herrliche meist rot leuchtende Gebirgsketten in Sicht, man faehrt durch Fluesse, schwimmt unter Wasserfaellen hindurch und geniesst das abendliche Lagerfeuer unter Palmen oder Boab Baeumen. Letztere gehoeren zu den Affenbrotbaeumen und mit ihren bauchigen Staemmen kommen sie in den vielfaeltigsten Formen vor und sind immer wieder Blickfang. Die groessten wurden sogar als Gefaengnis genutzt.


Ein wenig in Acht nehmen muss man sich lediglich vor den Krokodilen, wobei man sich von den kleinen Freshwater Crocs nicht allzusehr beeindrucken lassen und sich trotzdem ein erfrischendes Bad goennen sollte. Wo sich jedoch Salzwasserkrokodile aufhalten (und das kann auch im Suesswasser der Fall sein) verzichtet man dann auf ein solches aber gern freiwillig... :-) Auch beim Wasser holen sind ein paar Regeln zu befolgen. Man kann sich 2x an die gleiche Stelle am Fluss hocken. Beim dritten Mal sollte man dann den Platz wechseln, weil ein Krokodil sein Umfeld gut beobachtet und einen dann unter Umstaenden als Eindringling in seinem Revier betrachtet und eventuell „zuschlaegt". Spannend, oder? Bei mir sind alle Arme und Beine aber noch dran, obwohl ich nach meinem Reitausflug in El Questro alles auch sehr gern einmal ausgetauscht haette. Doch was tut man nicht alles, um einmal durchs "wahre" Australien zu galoppieren und wer weiss, vielleicht bin ich ja gar auf einem Pferd geritten, auf dem schon Hugh Jackman oder Nicole Kidman gesessen haben??? Ob denen auch 4 Tage der Ar... weh tat???

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