Queenstown und das "Abendmahl"

Da ich nach dem Routeburntrack erstmal genug gelaufen und ja auch ein bisschen lahmgelegt war, erkundete ich die Umgebung von Queenstown vorwiegend mit dem Auto. Es gibt hier viele sehr geile Strassen und mit einem Allradfahrzeug kann man, glaube ich, richtig viel Spass haben. Aber ich hatte das auch mit Jack, der es mir ermoeglichte, in einige abgelegenere Gebiete zu gelangen, wie beispielsweise den Skippers Canyon.

 

Doch nicht immer kann man in abgelegenen Gebieten die Stille geniessen... Woran denkt ihr, wenn ihr das Wort Abendmahl hoert? An Kirche??? An etwas zu essen??? Ich dachte eigentlich eher nur an etwas zu Essen. Aber beides scheint wohl zusammenzugehoeren. Hatte mir gerade an der Bergstrasse, die ins Skigebiet der Remarkables fuehrt, ein nettes Plaetzchen mit Blick auf Queenstown gesucht, um mein Abendmahl zu kochen, da stoppte ein anderes Auto an genau diesem Ort. Ein Mann stieg aus und natuerlich kamen wir ins Gespraech... und er erzaehlte mir, dass es mit der Ruhe hier gleich vorbei sein wird, weil die Kirchgemeinde von Queenstown einmal im Jahr genau an diese Stelle kommt, um fuer die Stadt zu beten. Na toll!!! Und das ausgerechnet heute???? Das Jahr hat 365 Tage und die Stadt wer weiss nicht wie viele Huegel, von denen aus man bestimmt genauso gut herabblicken kann und ausgerechnet an dem Tag, wo ich dort bin, muessen die genau an dieser Stelle beten??? Welch unwahrscheinliche Konstellation! Da der Rest der Gemeinde aber erst ne halbe Stunde spaeter eintraf, konnte er mir jede Menge ueber die Probleme, die die Stadt hat, erzaehlen. Queentown ist ne echte Partystadt und hat die hoechste Selbstmordrate von Neuseeland. Alkoholismus ist ein ernstes Problem, gegen das die Kirchgemeinde versucht anzukaempfen. Hatte mir uebrigens gerade ein Bier aufgemacht, welches ich gleich erstmal unauffaellig ein wenig beiseite schob...

 

Dann kamen die anderen und es wurde ein lauter Generator aufgestellt, Kabel auf den Huegel gerollt, Boxen aufgebaut und Gitarren gestimmt. Der Pastor schuettelte mir persoenlich die Hand und ruckzuck hatte ich sowas von nichtglaeubige Person mit einem anderen mann ein laestiges Gespraech ueber Gott und Jesus am Hals. Auf die Frage, wer dieses wunderbare Land wohl erschaffen habe, wenn nicht Gott, konterte ich mit dem Glauben an geologische Prozesse und Wissenschaft. Aber das wurde von ihm nicht akzeptiert, denn so vollkommen, wie die Landschaft geformt ist, kann dies nur Gott gewesen sein... puhh, wie kam ich da jetzt hoeflich aus dieser Konversation raus??? Ich betete zu Gott, dass das Gebet gleich anfangen moege und wie zum Hohn erhoerte er mich sogar... :-)

 

Die Predigt war dann eine Art Sprechgesang und wenn der Text ein anderer gewesen waere, haette ich glattweg Gefallen daran finden koennen. Nachdem ich mir das ganze 10 Minuten lang angehoert hatte, setzte ich mich in mein Auto, trank das Bier aus und beendete mein durchaus spezielles Abendmahl.

 

 

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